Praxisbeispiele
16.12.2020

COVID-19-Risiko-Stratifizierung in der ZNA

Zentrale Notaufnahmen sind in der Corona-Pandemie besonders gefordert. Ein neues Triage-Modell sorgt im Klinikum Göttingen-Weende für die frühzeitige COVID-19-Detektion und Isolation. Mit dieser effizienten Risiko-Stratifizierung gelingt es, auch die vulnerablen Gruppen in allen Bereichen des Krankenhauses zu schützen.

Wie kann eine Zentrale Notaufnahme (ZNA) mit jährlich rund 30.000 Notfällen im Kontext von SARS-CoV-2 effizient funktionieren und dabei den Schutz vor einer nosokomialen Verbreitung des Erregers gewährleisten? Marc Wieckenberg, leitender Arzt der ZNA am Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Weende, und seine Kolleg*innen beantworteten diese Frage mit einem Modell zur Risiko-Stratifizierung von SARS-CoV-2-Verdachts- und COVID-19-Fällen [1]. Auf Basis der epidemiologischen Kriterien des Robert Koch-Instituts und interner Falldefinitionen legten die Notfallmediziner fünf  Risikokategorien fest.

COVID-19-Risikokatergorien I-V:
RK I = Bestätigte SARS-CoV-2-Infektion
RK II= COVID-19 Begründeter Verdacht
RK III=COVID-19 Differenzialdiagnostische Abklärung
RK IV= COVID-19 Geringe Wahrscheinlichkeit
RK V = COVID-19 Kein Verdacht

Ziel: Umfassender Infektionsschutz

Auf Basis des Stufenschemas von I-IV wurde für alle Notfallpatienten ein standardisierter Behandlungsprozess für die Notfalldiagnostik und -therapie festgelegt. Dieses Vorgehen dient der strikten Trennung von COVID-19/Non-COVID-19-Notfällen und stellt so die nosokomiale Infektionsprävention für Personal und Patienten sicher. Dabei stehen vor allem besonders vulnerable Gruppen wie z. B. Patienten mit Risikofaktoren wie hohem Alter, Immundefizienz, Lungen-, Herz-, Nierenerkrankungen und Malignomen im Fokus.

Für die Etablierung der Risiko-Stratifizierung waren z. T. erhebliche räumliche Strukturveränderungen erforderlich, um z. B. die CT- und konventionelle Röntgendiagnostik bei Unfallverletzten mit erhöhtem Risiko für COVID-19 zu ermöglichen. Umgesetzt wurden die Veränderungen durch Maßnahmen wie

  • Die Einrichtung eines Durchgangszeltes, um wartende Patienten vor Wettereinflüssen zu schützen
  • Die Erweiterung der räumlichen Kapazitäten durch Stellwände
  • Integration der Schockraum-CT in den Isolationsbereich
  • Die Trennung der Isolations- von der Routine-ZNA durch ein Rollgitter und Schleusensystem
  • Die Verlegung des Haupteingangs und Schließung aller Nebeneingänge
  • Einen Plexiglas-geschützten Raum für die Patientenbefragung und Administration

Standardisierter Ablauf für alle Notfallpatienten

Zum zentralen Steuerungselement der Patientenströme in der ZNA wird die Risiko-Stratifizierung  durch die Verknüpfung der jeweiligen Risikokategorie mit Kriterien wie z. B.

  • Der Symptomatik und/oder Berufsgruppe
  • Den spezifischen Hygieneschutzmaßnahmen
  • Dem bestimmten Behandlungsraum innerhalb der ZNA
  • Der räumlichen Festlegung für die weitere stationäre Versorgung

Behandlungsablauf in der ZNA

Retrospektiv erfolgte die statistische Auswertung aller 491 stationär aufgenommenen Notfallpatienten. Im Patientenkollektiv wurden n= 25 (5,1%) SARS-CoV-2-positive Fälle identifiziert. 

Quelle

Wieckenberg M, Meier V, Pfeiffer S, Blaschke S. Risikostratifizierung von Notfällen während der COVID-19-Pandemie in der Zentralen Notaufnahme. Med Klin Intensivmed Notfmed, Springer, https://doi.org/10.1007/s00063-020-00748-2. Eingegangen: 4. Juni 2020. Überarbeitet: 21. August 2020. Angenommen: 12. September 2020.

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