Der Kampf gegen Corona steht für viele Gesundheitseinrichtungen derzeit an erster Stelle. Aktuell nicht so akut, aber auf lange Sicht nicht minder wichtig ist die Eindämmung antimikrobieller Resistenzen (AMR). Welche Parallelen und wechselseitigen Beeinflussungen zwischen COVID-19 und AMR bestehen und welche Lehren daraus gezogen werden können, zeigt eine kanadische Studie.
Sowohl COVID-19 als auch AMR sind gesundheitliche Notlagen und bilden eine ernsthafte Herausforderung für die Gesundheitssysteme weltweit, urteilen die Autoren einer aktuellen Studie zum gegenseitigen Einfluss von COVID-19 und AMR. Doch während die meisten Länder enorme Anstrengungen unternehmen, um COVID-19 einzudämmen und zu behandeln, geraten andere Gesundheitsfragen in den Hintergrund. Dabei sind gerade Antibiotikaresistenzen eine Herausforderung, die immer im Blick zu behalten sei, betonen die Experten. [1]
Parallelen zwischen COVID-19 und AMR
Der weltweite Ausbruch von COVID-19 wurde am 11. März 2020 von der Weltgesundheitsorganisation offiziell zur Pandemie erklärt. Pandemische Züge machen die kanadischen Forscher auch bei AMR aus. Aber im Gegensatz zu COVID-19 handelt es sich hierbei um einen allmählichen Prozess, der viele Mikroorganismen betrifft. Zudem liegen zu AMR fundierte Kenntnisse vor, so Nieuwlaat und Kollegen weiter. [1]
Trotz dieser Unterschiede erfordern COVID-19 und AMR parallele Maßnahmen, darunter z. B. verhaltensbedingte Interventionen. So sind die zur Eindämmung von COVID-19 praktizierten Verhaltensänderungen, wie Händehygiene, Abstand halten, Quarantäne und Reisebeschränkungen auch wirksame Maßnahmen, um die mit AMR verbundenen Gesundheitsrisiken zu verringern. Wichtig für die Bekämpfung von COVID-19 wie auch von AMR ist die Entwicklung neuer Impfstoffe, Medikamente und Schnelltests. [1]
Doch während zur Eindämmung von COVID-19 international zusammengearbeitet wird und die Entwicklung neuer Behandlungen und Impfstoffe mit Hochdruck vorangetrieben werden, machen die Maßnahmen gegen AMR nur langsam Fortschritte. Dabei zeigt die schnelle Reaktion auf COVID-19, dass Initiativen zur Bekämpfung von AMR schneller durchgeführt werden könnten. Umgekehrt könnten aber auch aus der langfristigen Untersuchung der sich allmählich entwickelnden AMR wichtige Rückschlüsse für die Reaktion auf COVID-19 gezogen werden. [1]
Wechselseitige Beeinflussung
Neben den Parallelen sind zwischen COVID-19 und AMR auch Wechselwirkungen zu beobachten. Reicht eine unterstützende Behandlung nicht aus, werden bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten zur Verbesserung ihres Zustands zusätzlich Antibiotika eingesetzt. Insbesondere das erhöhte Risiko von Sekundärinfektionen bei viral erkrankten Patienten kann einen weiteren Einsatz von Antibiotika erfordern. [1]
Laut Autoren kann der Kampf gegen COVID-19 aber auch zu einer verringerten Nutzung von Antibiotika führen – insbesondere bei einem längeren Andauern der Pandemie. Vor allem Verhaltensänderungen, wie z. B. das Abstandhalten, werden wahrscheinlich die Verbreitung anderer Infektionen und damit den Einsatz antimikrobieller Mittel verringern. [1]
Welche Parallelen und Wechselwirkungen zwischen COVID 19 und AMR bestehen, haben die Autoren in einer Tabelle zusammengefasst.
Vergleich: COVID 19 und Antibiotikaresistenzen [1]
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COVID 19 Stand: 03.06.2020 |
Antibiotikaresistenzen |
Charakteristika
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Anzahl weltweit Betroffener |
6,28 Mio. (jährlich unbekannt)
Stand: 17.11.2020* 55.11 Mio. (jährlich unbekannt)a
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64,5 Mio. jährlich |
Kenntnis des Problems
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In Entwicklung |
Vorhanden |
Verbreitung
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Schnell |
Allmählich |
Mechanismus
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Neuübertragung von nichtmenschlichem Wirt |
Natürliche Selektion in Menschen, Tieren und Umwelt |
Erforderliche Verhaltensänderungen |
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Händewaschen
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Regelmäßig erforderlich |
Regelmäßig erforderlich |
Abstand halten
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Zwingend erforderlich, evtl. wiederkehrend |
Evtl. wiederkehrend |
Reisebeschränkungen
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Zwingend erforderlich, evtl. wiederkehrend |
Evtl. wiederkehrend |
Quarantäne
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Bestätigte und vermutete Fälle |
Bestätigte und vermutete Fälle |
Auswirkungen
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Sterblichkeit weltweit
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379.000 (jährlich unbekannt)
Stand: 17.11.2020* 1.328.685 (jährlich unbekannt)a
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812.000 jährlich |
Wirtschaftliche Auswirkungen |
Unbekannt |
400 Mrd. Dollar |
Sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen |
Erhöht |
Erhöht |
Management
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Impfstoff
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In Entwicklung
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Nicht verfügbar für resistente Keime |
Vermehrtes Testen
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Echtzeit-Bild der Ausbreitung |
Surveillance des Problems |
Schnelle Diagnose
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In Entwicklung
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Einige nutzbare Tests (Procalcitonin, C-reaktives Protein) |
Neue Medikamente |
In Entwicklung
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Wenige in Entwicklung |
Stewardship
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Frühzeitig |
Kontinuierlich und international |
*Ergänzung der Tabelle von Nieuwlaat R et al. um aktuelle Fallzahlen zu COVID-19 durch Recherche der Redaktion.
aCOVID-19 Map - Johns Hopkins Coronavirus Resource Center, https://coronavirus.jhu.edu/map.html (Letzter Zugriff am 17.11.2020).
Quelle:
1. Nieuwlaat R et al. Coronavirus Disease 2019 and Antimicrobial Resistance: Parallel and Interacting Health Emergencies, Clinical Infectious Diseases, ciaa773, https://doi.org/10.1093/cid/ciaa773 Published: 16 June 2020.
Der Kampf gegen Corona steht für viele Gesundheitseinrichtungen derzeit an erster Stelle. Aktuell nicht so akut, aber auf lange Sicht nicht minder wichtig ist die Eindämmung antimikrobieller Resistenzen (AMR). Welche Parallelen und wechselseitigen Beeinflussungen zwischen COVID-19 und AMR bestehen und welche Lehren daraus gezogen werden können, zeigt eine kanadische Studie.
Der Kampf gegen Corona steht für viele Gesundheitseinrichtungen derzeit an erster Stelle. Aktuell nicht so akut, aber auf lange Sicht nicht minder wichtig ist die Eindämmung antimikrobi [...]
Aktuelle Untersuchungen aus England zeigen: Das Risiko einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 ist in Gesundheitseinrichtungen hoch. Eine der Studien weist nach: Die Sterblichkeit von COVID-19-Patienten, die sich im Krankenhaus infizieren, ist geringer als bei Patienten, die mit einer bestehenden COVID-19-Infektion im Krankenhaus aufgenommen wurden.
LautNational Health Service England (NHS) sind aktuell 17,6 % der COVID-19-Infektionen in England wahrscheinlich auf eine Ansteckung in Gesundheitseinrichtungen zurückzuführen. Im Nordwesten Englands liegt die Rate bei bis zu 25 % und steigt in anderen Teilen des Landes sogar noch weiter an. Eine therapieassoziierte stationäre COVID-19-Infektion liegt nach Definition des NHS dann vor, wenn die Diagnose 7 Tage nach der Aufnahme gestellt wird. [1]
Gestütztwerden diese Zahlen durch eine vom King’s College London durchgeführten Studie. Demnach haben sich mindestens 12,5 % der COVID-19-Krankenhauspatienten während ihres Aufenthalts im Krankenhaus mit dem Corona-Virus infiziert. Die Mehrheit der betroffenen Patienten war bereits lange Zeit im Krankenhaus. In der Studie wurde eine Infektion dann als eine im Krankenhaus erworbene Infektion definiert, wenn sie 15 Tage nach Aufnahme der Patienten auftrat. [2]
Rechtzeitige klinische Behandlung wichtig
Die Studie des King’s Collegeverglich außerdem die Behandlungsergebnisse von COVID-19-Patienten, die sich außerhalb des Krankenhauses infiziert hatten, mit denjenigen, die sich im Krankenhaus eine Infektion zugezogen hatten. Das Ergebnis: Unter Berücksichtigung des Alters, der bestehenden Gesundheitszustände und der Schwere der Infektion starben diejenigen, die im Krankenhaus eine Infektion erlitten, mit geringerer Wahrscheinlichkeit als vergleichbare Patienten, die sich außerhalb Krankenhauses infiziert hatten. [2]
Die Forscher vermuten, dass die besseren Ergebnisse der Patienten, die sich im Krankenhaus mit Corona ansteckten, auf die genauere Überwachung, die schnellere Diagnose sowie die rechtzeitige klinische Behandlung zurückgeführt werden können. Laut Experten deuteten die Ergebnisse zudem darauf hin, dass die Genesung der Patienten, die sich im Krankenhaus infizierten, durch die schnelle klinische Behandlung besser sei als derjenigen Patienten, die bereits mit COVID-19-Infektion ins Krankenhaus gekommen seien. [2]
Quellen:
Aktuelle Untersuchungen aus England zeigen: Das Risiko einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 ist in Gesundheitseinrichtungen hoch. Eine der Studien weist nach: Die Sterblichkeit von COVID-19-Patienten, die sich im Krankenhaus infizieren, ist geringer als bei Patienten, die mit einer bestehenden COVID-19-Infektion im Krankenhaus aufgenommen wurden.
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Eine landesweite Umfrage unter 3.669 Klinikmitarbeitern zeigt, dass deutsche Pflegekräfte im Vergleich mit Ärzten und anderen Gesundheitsmitarbeitern stärker unter den Herausforderungen der Corona-Pandemie leiden. Höhere Stressniveaus und subjektive Belastung sowie eine geringere Arbeitszufriedenheit wurden am häufigsten beklagt.
Zwischen dem 15. April und 1. Mai 2020 erfasste eine landesweite anonyme Online-Umfrage der Universitätsklinik München (LMU) die subjektive Belastung durch COVID-19 bei deutschen Gesundheitsmitarbeitenden. In Zusammenarbeit mit 35 Universitätskliniken, weiteren 58 Krankenhäusern der sekundären und tertiären Versorgung sowie psychiatrischen Krankenhäusern konnte mit 3.669 Pflegekräften, Ärzten und anderen, am Point-of-Care Beschäftigten eine große Kohorte befragt werden.
Beantwortet wurden 25 inhaltliche Fragen zu folgenden Schwerpunkten:
Mehr Ärzt*innen positiv getestet
Bei 2,8% der Befragten lag ein positiver COVID-19-Befund vor. Ärzte (3,6%) und Pflegepersonal (3,1%) wurden mit höherer Wahrscheinlichkeit positiv auf COVID-19 getestet als das übrige Krankenhauspersonal (0,6%).
Befragte, die in einem COVID-19-Umfeld arbeiteten, berichteten über eine stärkere subjektive Belastung und höhere Stresslevel im Vergleich zu anderen Teilnehmenden. Die Arbeit in einem COVID-19-Umfeld verdoppelte die Wahrscheinlichkeit, positiv auf COVID-19 getestet zu werden (4,8% vs. 2,3%). Auch nahm die Schwere der subjektiven Belastung zu.
Pflegekräfte stärker unter Druck
Pflegekräfte berichten zudem über eine zunehmende Arbeitsbelastung, eine geringere Arbeitszufriedenheit und fühlen sich von der Klinik weniger unterstützt als Ärzte und andere Gesundheitsmitarbeiter. Auch empfinden Pflegekräfte den Stress durch die Corona-Pandemie stärker als die anderen Berufsgruppen. Eine Erklärung sehen die Autoren im direkten und über einen längeren Zeitraum andauernden Kontakt mit Patienten (einschließlich COVID-19) und Angehörigen und der damit einhergehenden Konfrontation mit deren Ängsten. Weitere Faktoren, die den Stress verstärken können, wie z. B. der Mangel an Persönlicher Schutzausrüstung, Bedenken hinsichtlich der individuellen Zukunft oder das Gefühl, weniger Kontrolle über die Situation zu haben, erreichten nur eine geringe Signifikanz. Die Autoren sehen darin einen Hinweis auf die hohe Professionalität und persönliche Kompetenz des Pflegepersonals.
COVID-19-Klinikmanagement positiv bewertet
Im Unterschied zu Veröffentlichungen anderer Länder wie z. B. China und Italien blieben negative Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die subjektive Schlafqualität der Befragten aus. Die Autoren führen dies auf die im Vergleich zu anderen Ländern insgesamt niedrigeren psychischen Belastungen des deutschen Klinikpersonals zurück. Auch die Bewertung der klinikinternen Kommunikation, der Unterstützung des Personals und der Qualität der Patientenversorgung fiel im Gegensatz zu Berichten aus anderen Ländern positiv aus.
Frauen stärker betroffen
Obwohl in der Umfrage keine relevanten Unterschiede in den Reaktionsmustern zwischen Männern und Frauen festgestellt wurden, verweisen die Autoren der Studie auf eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse von 13 Studien (12 Studien in China und eine in Singapur) mit insgesamt 33.062 Teilnehmer*innen, die zeigte, dass weibliche Pflegekräfte während des Ausbruch von COVID-19 stärker unter psychischen Beschwerden wie Niedergeschlagenheit, Gleichgültigkeit und Antriebsschwäche litten.
Fazit: Pflegekräfte, insbesondere weibliche, fühlen sich in der aktuellen Corona-Pandemie stärker subjektiv belastet als andere Berufsgruppen. Die Autoren schlagen vor, mit speziellen, auf die Pflegekräfte zugeschnittenen Unterstützungsangeboten Stress vorzubeugen. Insgesamt zeigt die Studie jedoch eine im Vergleich mit anderen Ländern geringere psychische Beeinträchtigung des deutschen Klinikpersonals. Die Autoren führen dieses Ergebnis u. a. auf den bislang weniger dramatischen Verlauf der Corona-Pandemie zurück.
Quellen:
Kramer V et al. (2020) Subjective burden and perspectives of German healthcare workers during the COVID‑19 pandemic. European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience 1 July 2020 / Accepted: 7 August 2020. Neuroscience. https://doi.org/10.1007/s00406-020-01183-2
Pappa S et al. (2020) Prevalence of depression, anxiety, and insomnia among healthcare workers during the COVID-19 pandemic: a systematic review and meta-analysis. Brain Behav Immun. https://doi.org/10.1016/j.bbi.2020.05.026
Eine landesweite Umfrage unter 3.669 Klinikmitarbeitern zeigt, dass deutsche Pflegekräfte im Vergleich mit Ärzten und anderen Gesundheitsmitarbeitern stärker unter den Herausforderungen der Corona-Pandemie leiden. Höhere Stressniveaus und subjektive Belastung sowie eine geringere Arbeitszufriedenheit wurden am häufigsten beklagt.
Eine landesweite Umfrage unter 3.669 Klinikmitarbeitern zeigt, dass deutsche Pflegekräfte im Vergleich mit Ärzten und anderen Gesundheitsmitarbeitern stärker unter den Hera [...]
Die Zahl der Beschäftigten die während ihrer pflegerischen oder medizinischen Tätigkeit an einer COVID-19-Infektion erkranken steigt weiterhin. Das Robert Koch-Institut verzeichnete zuletzt knapp 10.000 Fälle (Lagebericht vom 3.5.2020) mit hoher Dunkelziffer. Aufschluss über die konkreten Risiken für Gesundheitsmitarbeiter gibt eine aktuelle retrospektive Kohortenstudie an dem 3.300 Betten umfassenden Universitätsklinikum in Wuhan.
Die wichtigsten Risikofaktoren einer COVID-19-Infektion bei Mitarbeitern:
Die Entwicklung der durch SARS-Cov-2 verursachten Lungenentzündungspandemie COVID-19 ist weiterhin besorgniserregend. Zu den Infizierten gehören auch immer mehr Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Übertragbare Atemwegserkrankungen gelten als besonderes Risiko für Pflegekräfte und Mediziner. Während des SARS-Ausbruchs im Jahr 2002 waren etwa 1.725 Gesundheitsmitarbeiter mit dem Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom (SARS) infiziert worden während sie SARS-Patienten versorgten.
Dem Schutz des Gesundheitspersonals sollte daher mehr Bedeutung beigemessen werden. Um besser zu verstehen, wie das Personal geschützt werden kann, führte ein Forscherteam an einer 3.300-Betten-Klinik, das für die medizinische Behandlung von COVID-19-Patienten zuständig war eine retrospektive Kohortenstudie mit 72 Gesundheitsmitarbeitern durch. Alle Studienteilnehmer waren an einer Infektion der Atemwege erkrankt bzw. wiesen typische Symptome auf.
Für die Untersuchung wurden die Teilnehmer verschiedener Abteilungen auf der Grundlage ihrer Risikoexposition in zwei Gruppen eingeteilt:
Dazu gehörten Mitarbeiter, die auf der Intensivstation, der Infektionsstation oder der chirurgischen Station arbeiteten oder Tätigkeiten ausführten, bei denen respiratorische Aerosole erzeugt wurden.
Dazu gehörten Mitarbeiter aller anderen Abteilungen in denen ein geringes Infektionsrisiko angenommen wurde.
Eine Nachbeobachtung bestätigte bei 39 % der Teilnehmer eine COVID-19-Infektion. Die Mitarbeiter mussten einen Online-Fragebogen ausfüllen, der detaillierte Informationen über soziodemographische Merkmale, Krankheitssymptome und -verlauf, Kontaktgeschichte, Tätigkeit, Arbeitszeit, Händehygiene und das Tragen der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) enthielt. Insgesamt waren 72 Fragebögen gültig und wurden zur Analyse der Risikofaktoren aufgenommen. Von diesen 72 Personen wurden 39 der allgemeinen Abteilung mit geringem Risiko und 33 der Hochrisikoabteilung zugeordnet.
Mitarbeiter der Hochrisikoabteilung hatten gegenüber der Gruppe der allgemeinen Abteilung ein 2,13-mal höheres Risiko für die Entwicklung von COVID-19. Je höher die tägliche Arbeitszeit stieg, desto höher war auch das Risiko für Mitarbeiter an COVID-19 zu erkranken. Dieses Szenario galt insbesondere in der Hochrisikoabteilung. Die Forscher gingen davon aus, dass das gesamte Personal dort infiziert worden wäre, wenn es 15 Stunden pro Tag hätte arbeiten müssen.
Die vier wichtigsten Risikofaktoren einer COVID-19-Infektion bei Mitarbeitern sind den Autoren zufolge die Tätigkeit in einer Hochrisikoabteilung, Arbeitszeiten von mehr als 10 Stunden, mangelnde Händehygiene-Compliance vor und nach Patientenkontakt sowie unzureichende Persönliche Schutzausrüstung.
Quellen:
Ran L, Chen X, Wang Y, Wu W, Zhang L, Tan X. Risk factors of healthcare workers with corona virus disease 2019: a retrospective cohort study in a designated hospital of Wuhan in China. Clin Infect Dis. 2020 Mar 17 [Epub ahead of print]. https://doi.org/10.1093/cid/ciaa287 Letzter Zugriff 3.5.2020
Die Zahl der Beschäftigten die während ihrer pflegerischen oder medizinischen Tätigkeit an einer COVID-19-Infektion erkranken steigt weiterhin. Das Robert Koch-Institut verzeichnete zuletzt knapp 10.000 Fälle (Lagebericht vom 3.5.2020) mit hoher Dunkelziffer. Aufschluss über die konkreten Risiken für Gesundheitsmitarbeiter gibt eine aktuelle retrospektive Kohortenstudie an dem 3.300 Betten umfassenden Universitätsklinikum in Wuhan.
Die Zahl der Beschäftigten die während ihrer pflegerischen oder medizinischen Tätigkeit an einer COVID-19-Infektion erkranken steigt weiterhin. Das Robert Koch-Institut ver [...]
Die Luftübertragung von SARS-CoV-2 könnte eine größere Rolle spielen als bisher angenommen. Ein amerikanisches Forscherteam fand zusammen mit mehreren kooperierenden Labors heraus, dass die Virenpartikel verteilt in Aerosolen bis zu 16 Stunden in der Luft überlebensfähig bleiben.
Ein amerikanisches Forscherteam um Dr. Chad Roy und Dr. Alyssa Fears von der Tulane University in New Oleans hat gemeinsam mit kooperierenden Labors das Potenzial von SARS-CoV-2 als luftübertragenes Virus gemessen und mit dem anderer bekannter Coronaviren, dem SARS-CoV (2002) und dem Middle Eastern Respiratory Syndrome-CoV (MERS-CoV; ab 2012) verglichen. Darüber hinaus untersuchten die Experten, wie lange die Viren ihre Infektiosität aufrechterhalten können, wenn sie in Aerosolen verteilt sind.
Für ihre Untersuchungen setzten die Forscher Jet-Zerstäuber ein, um virale Aerosole zu produzieren. Vergleichende Experimente wurden in vier separaten Aerobiologielabors durchgeführt. Die Aerosole wurden in Expositionskammern erzeugt. Generatoren verteilten die Aerosole in Größenordnungen von 1-3 μm und damit lungengängigen Partikelgrößen. In den Kammern wurden die Aerosole einer Gesamtströmung von einem halben bis einem Luftwechsel pro Minute ausgesetzt – abhängig vom Prüflabor.
Mit der Verwendung der Kammern und der entsprechenden Durchflussraten konnte das Forscherteam das dynamische Potenzial zur Luftübertragung bestimmen. Während der Initiierung der Aerosole in die Kammer durch die Zerstäuber sowie kontinuierlich über 10-30 Minuten wurden Aerosolproben gesammelt. Für die Bestimmung der Aerosoleffizienz wurde von den Forschern ein so genannter Sprühfaktor (Fs) definiert. Der Fs ist das Ergebnis zweier Werte: Dem Anfangstiter, der die Anzahl der Viren in dem über die Zerstäuber abgegebenem jeweiligen Liter bestimmt (PFU (plaque forming units)/ Liter in flüssigem Vorrat) und die Anzahl der Viren im Aerosol (PFU/Liter Aerosol). Beide Werte bilden den quantitativen Indikator mit dem das Potenzial zur Luftübertragung der Viren bewertet wurde.
Weitere Studien mit SARS-CoV-2 in einem der kooperierenden Labors bestimmten die Langzeitstabilität des luftübertragenen Virus. Eine rotierende (Goldberg) Trommel wurde verwendet, um eine Umgebung zu schaffen, in der die Absetzgeschwindigkeit der 2-3 μm Partikel durch die Rotationsgeschwindigkeit der Trommel überwunden wird. Dabei entsteht eine statische Aerosolsuspension (Aerosol-Suspensions-Stabilitätsexperiment). Die gesammelten Aerosolproben wurden unterschiedlichen Verfahren zur Bestimmung der Konzentration infektiöser Viruspartikel unterzogen (Zellkultur, RNA-Bestimmung). Mit dem Rasterelektronenmikroskop wurde darüber hinaus untersucht, ob sich die Viren in der Aerosolsuspension in ihrer Struktur veränderten.
Gemessen am so genannten Sprühfaktor Fs zeigte SARS-CoV-2 die höchste Konzentration an Viruspartikeln im Vergleich zu SARS-CoV und MERS-CoV. Im Aerosol-Suspensions-Stabilitätsexperiment zeigte sich, dass SARS-Cov-2 seine Fähigkeit zur Replikation und damit sein Infektiösität zu allen Zeitpunkten aufrechterhielt – selbst wenn die Probenahme bei 16 Stunden Aerosol-Suspension erfolgte. Auch in der rasterelektronenmikroskopischen Betrachtung konnten die Forscher nachweisen, dass das luftgetragene SARS-CoV-2 seine Struktur sowie seine Größen- und Seitenverhältnisse bis zu 16 Stunden aufrechterhielt. Dabei ähnelten die Viruspartikel nach 10 Min. und 16 Std. immer noch in Form und Struktur den vor der Aerosolerzeugung untersuchten Viruspartikeln, woraus das Forscherteam auf die immer noch vorhandenen Infektiosität schließt.
Diese Daten deuten den Wissenschaftlern zufolge darauf hin, dass SARS-CoV-2 im Allgemeinen die Infektiosität bei der Luftübertragung über kurze Entfernungen beibehält und das neue Coronavirus über längere Zeiträume überlebensfähiger ist, als man erwarten würde, wenn es als hoch lungengängiges Partikel erzeugt wird (2 μm).
Ein Teil der durch Husten und Atmung natürlich erzeugten Aerosole fällt in die Größenverteilung, die in den experimentellen Studien der amerikanischen Wissenschaftler verwendet wurde (<5 m="" die="" autoren="" ziehen="" daraus="" den="" schluss="" dass="" mit="" span="" data-glossaryslug="sars-cov-2" class="glossary">SARS-CoV-2 infizierte Personen die Fähigkeit haben, virale Bioaerosole zu produzieren, die über lange Zeiträume nach der Produktion durch menschliche Ausscheidung und luftübertragenen Transport infektiös bleiben können.
Quelle
4. Fears AC et al. Comparative dynamic aerosol efficiencies of three emergent coronaviruses and the unusual persistence of SARS-CoV-2 in aerosol suspensions. medRxiv preprint doi: doi: https://doi.org/10.1101/2020.04.13.20063784
Die Luftübertragung von SARS-CoV-2 könnte eine größere Rolle spielen als bisher angenommen. Ein amerikanisches Forscherteam fand zusammen mit mehreren kooperierenden Labors heraus, dass die Virenpartikel verteilt in Aerosolen bis zu 16 Stunden in der Luft überlebensfähig bleiben.
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Der Anteil von COVID-19-Fällen unter dem Personal in medizinischen Einrichtungen steigt weiter an wie der Lagebericht des Robert Koch-Instituts berichtet. Krankenhäuser, ärztliche Praxen, Dialyseeinrichtungen, ambulante Pflegedienste und Rettungsdienste verzeichnen auch weiterhin steigende COVID-19-Fälle unter ihrem Personal. Bei 8.326 Fällen ist bestätigt, dass es sich um Personen handelt, die in medizinischen Einrichtungen arbeiteten. Der Anteil der Fälle unter Personal in medizinischen Einrichtungen an allen übermittelten COVID-19_Erkrankungen stieg damit in der Kalenderwoche 16 auf mindestens 7,5% aller gemeldeten COVID-19-Fälle (KW 12: 3,7%, KW 13: 5,0%, KW 14: 5,8%, KW 15: 7,0%). 72% der Fälle waren weiblich, 28% männlich. Der Altersmedian liegt bei 41 Jahren. Knapp 5 % der übermittelten Fälle mussten stationär aufgenommen werden, 13 Todesfälle traten im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung auf.
Da Angaben zur Tätigkeit bei 39% der Fälle noch fehlen, liegt der die Zahl der COVID-19 Erkrankten mit einer Tätigkeit in medizinischen Einrichtungen möglicherweise auch höher, gibt das RKI zu Bedenken.
Dem Personalschutz kommt in der Corona-Pandemie eine zentrale Rolle zu. Übertragungsrisiken für das Personal bestehen u. a. durch unzureichende Persönliche Schutzausrüstung, Hand-Gesichtskontakte, und mangelnde Händehygiene. Auch beim Ablegen der Persönlichen Schutzausrüstung kann es zu unbemerkten Kontaminationen kommen. Wichtig für den Personalschutz ist auch das richtige Anlegen der Persönlichen Schutzausrüstung.
Empfehlungen zum Personalschutz und Management von Kontaktpersonen unter medizinischem Personal:
Weiterführende Informationen zur Risikobewertung
Risikobewertung zu COVID-19 des Robert Koch-Instituts
www.rki.de
Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
www.infektionsschutz.de
Visuelle Darstellung der aktuellen Verbreitung von SARS-CoV-2 der Johns Hopkins Universität
www.arcgis.com
Risikobewertung der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
www.who.int
Quelle
Täglicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19)26.04.2020– Aktualisierter Stand für Deutschland.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/2020-04-26-de.pdf?__blob=publicationFile
Der Anteil von COVID-19-Fällen unter dem Personal in medizinischen Einrichtungen steigt weiter an wie der Lagebericht des Robert Koch-Instituts berichtet. Krankenhäuser, ärztliche Praxen, Dialyseeinrichtungen, ambulante Pflegedienste und Rettungsdienste verzeichnen auch weiterhin steigende COVID-19-Fälle unter ihrem Personal. Bei 8.326 Fällen ist bestätigt, dass es sich um Personen handelt, die in medizinischen Einrichtungen arbeiteten. Der Anteil der Fälle unter Personal in medizinischen Einrichtungen an allen übermittelten COVID-19_Erkrankungen stieg damit in der Kalenderwoche 16 auf mindestens 7,5% aller gemeldeten COVID-19-Fälle (KW 12: 3,7%, KW 13: 5,0%, KW 14: 5,8%, KW 15: 7,0%). 72% der Fälle waren weiblich, 28% männlich. Der Altersmedian liegt bei 41 Jahren. Knapp 5 % der übermittelten Fälle mussten stationär aufgenommen werden, 13 Todesfälle traten im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung auf.
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