Hygienemanagement
10.11.2021

Lessons Learned für die Flächenhygiene

Unter dem Eindruck der COVID-19-Pandemie hat die WHO eine häufigere Frequenz bei der Flächenhygiene gefordert. Experten warnen nun erneut vor einem weiteren Risiko pandemischen Ausmaßes: Die weltweite Verbreitung multiresistenter Erreger. Eine Intensivierung der Flächendesinfektion wäre auch hier angesichts mangelhafter Compliance notwendig.

Die wichtigsten Fakten:

  • Mit der COVID-19-Pandemie rückten auch Flächen als Übertragungsquelle in den Fokus der Präventionsmaßnahmen.
  • Kontaminierte Oberflächen spielen insbesondere bei der Übertragung multiresistenter Bakterien eine wichtige Rolle.
  • Nur ein Drittel der erforderlichen Flächen in stationären und ambulanten Gesundheitseinrichtungen werden ausreichend desinfiziert.
  • Nach einer Flächendesinfektion kann die Re-kontamination mit Erregern schon nach 1,5 bis 2,5 Stunden wieder das Ausgangsniveau erreichen.

Im Mai 2020 hat die WHO zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie in Gesundheitseinrichtungen eine häufigere Frequenz bei der Flächenhygiene gefordert. Welche Rolle unbelebte Flächen bei der Übertragung von SARS-CoV-2, spielen wurde noch nicht abschließend untersucht. Die Empfehlungen der WHO zur Intensivierung der Flächenhygiene stützen sich auf Untersuchungen zu anderen Coronaviren wie SARS-CoV und MERS-CoV. Bei beiden Coronavirus-Spezies wurden Kontaktflächen als wichtige Übertragungsquellen nachgewiesen.

Resistente Keime auf Oberflächen

Mit ihrer Empfehlung lenkt die WHO die Aufmerksamkeit auf die Flächenhygiene als wichtige Maßnahme, um Erregerübertragungen zu verhindern. Unbelebte Oberflächen sind seit langem als Übertragungsquelle pathogener Keime bekannt. In Ausbruchssituationen wird häufig eine Kontamination der unmittelbaren Patientenumgebung nachgewiesen. Dabei stehen vor allem (resistente) Erreger, wie z. B. C. difficile, MRSA, VRE, A. baumannii und Noroviren im Vordergrund. An der Verbreitung gram-negativer Bakterien sind kontaminierte Flächen maßgeblich beteiligt. So steigt zum Beispiel das Risiko, sich mit carbapenemresistenten A. baumannii zu infizieren um das 2,77-fache, wenn die Umgebungsflächen kontaminiert sind.

Compliance bei der Flächendesinfektion mangelhaft

Die Desinfektion der patientennahen Flächen kann das Risiko der Übertragung von Erregern signifikant verringern. Vorzugsweise eignen sich dafür gebrauchsfähige Desinfektionsmittel bzw. entsprechend vorgetränkte Einmaltücher. Trotz komfortabler Anwendungslösungen ist die Compliance bei der Flächenhygiene Studien zufolge aber mangelhaft: Eine Untersuchung der Desinfektionsrate auf Flächen mit häufigem Hand- und Hautkontakt ergab lediglich eine Quote von 35 Prozent. Gleichzeitig zeigen weitere Studien, dass die Kontamination von Oberflächen auf Intensivstationen z. B. mit MRSA nach einer Desinfektion schnell wieder das Ausgangsniveau erreicht.

Fazit:

Die Flächendesinfektion fordert nicht nur in der COVID-19-Pandemie erhöhte Aufmerksamkeit. Flächen in Patientenzimmern mit häufigem Hand- und Hautkontakt werden noch nicht ausreichend genug desinfiziert. Um Patienten vor gefährlichen Keimen wie z. B. gram-negativen Bakterien zu schützen, muss die Flächendesinfektion in Patientenzimmern intensiviert werden.

TIPP: Bei der Flächendesinfektion werden häufig berührte Oberflächen in Krankenhäusern oft übersehen. Grafische Darstellungen der einzelnen Räume und der richtigen Reihenfolge bei der Desinfektion helfen dabei, die Compliance zu erhöhen.

 

Quellen:
World Health Organization (2020). Cleaning and disinfection of environmental surfaces in the context of COVID-19. Interim guidance
Interim guidance 15 May 2020Klöcker U. (2015) Reinigung und Desinfektion im Krankenhaus. HYSIST, Düsseldorf
Kampf G. (2013). Flächendesinfektion. Krankenhaushygiene up2date
Hubert HA et al. (2012). Intrinsic bacterial burden associated with intensive care unit hospital beds: Effects of disinfection on population recovery and mitigation of potential infection risk. American Journal of Infection Control

Verwandte Artikel:
Unser Newsletter
„Hygiene in Zeiten von Corona“
Melden Sie sich für unseren Newsletter an!

Wir nutzen Ihre E-Mail-Adresse, um Ihnen in regenmäßigen Abständen den Newsletter der Dr. Schumacher GmbH zuzusenden. Angaben zum Datenschutz finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Die Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft mittels Abmelde-Link am Ende jeder Newsletter-E-Mail widerrufen werden.