Publikationen // Studien
03.05.2020

Mangelnde Händehygiene und hohe Stundenzahl

Die Zahl der Beschäftigten die während ihrer pflegerischen oder medizinischen Tätigkeit an einer COVID-19-Infektion erkranken steigt weiterhin. Das Robert Koch-Institut verzeichnete zuletzt knapp 10.000 Fälle (Lagebericht vom 3.5.2020) mit hoher Dunkelziffer. Aufschluss über die konkreten Risiken für Gesundheitsmitarbeiter gibt eine aktuelle retrospektive Kohortenstudie an dem 3.300 Betten umfassenden Universitätsklinikum in Wuhan.

Die wichtigsten Risikofaktoren einer COVID-19-Infektion bei Mitarbeitern:

  • Tätigkeit in einer Hochrisikoabteilung
  • Arbeitszeiten von mehr als 10 Stunden
  • Mangelnde Händehygiene-Compliance vor und nach Patientenkontakt
  • Unzureichende Persönliche Schutzausrüstung

Die Entwicklung der durch SARS-Cov-2 verursachten Lungenentzündungspandemie COVID-19 ist weiterhin besorgniserregend. Zu den Infizierten gehören auch immer mehr Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Übertragbare Atemwegserkrankungen gelten als besonderes Risiko für Pflegekräfte und Mediziner. Während des SARS-Ausbruchs im Jahr 2002 waren etwa 1.725 Gesundheitsmitarbeiter mit dem Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom (SARS) infiziert worden während sie SARS-Patienten versorgten.

Dem Schutz des Gesundheitspersonals sollte daher mehr Bedeutung beigemessen werden. Um besser zu verstehen, wie das Personal geschützt werden kann, führte ein Forscherteam an einer 3.300-Betten-Klinik, das für die medizinische Behandlung von COVID-19-Patienten zuständig war eine retrospektive Kohortenstudie mit 72 Gesundheitsmitarbeitern durch. Alle Studienteilnehmer waren an einer Infektion der Atemwege erkrankt bzw. wiesen typische Symptome auf.

Für die Untersuchung wurden die Teilnehmer verschiedener Abteilungen auf der Grundlage ihrer Risikoexposition in zwei Gruppen eingeteilt:

  • Hochrisikoabteilung

Dazu gehörten Mitarbeiter, die auf der Intensivstation, der Infektionsstation oder der chirurgischen Station arbeiteten oder Tätigkeiten ausführten, bei denen respiratorische Aerosole erzeugt wurden.

  • Allgemeine Gruppen

Dazu gehörten Mitarbeiter aller anderen Abteilungen in denen ein geringes Infektionsrisiko angenommen wurde.

Eine Nachbeobachtung bestätigte bei 39 % der Teilnehmer eine COVID-19-Infektion. Die Mitarbeiter mussten einen Online-Fragebogen ausfüllen, der detaillierte Informationen über soziodemographische Merkmale, Krankheitssymptome und -verlauf, Kontaktgeschichte, Tätigkeit, Arbeitszeit, Händehygiene und das Tragen der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) enthielt. Insgesamt waren 72 Fragebögen gültig und wurden zur Analyse der Risikofaktoren aufgenommen. Von diesen 72 Personen wurden 39 der allgemeinen Abteilung mit geringem Risiko und 33 der Hochrisikoabteilung zugeordnet.

Mitarbeiter der Hochrisikoabteilung hatten gegenüber der Gruppe der allgemeinen Abteilung ein 2,13-mal höheres Risiko für die Entwicklung von COVID-19. Je höher die tägliche Arbeitszeit stieg, desto höher war auch das Risiko für Mitarbeiter an COVID-19 zu erkranken. Dieses Szenario galt insbesondere in der Hochrisikoabteilung. Die Forscher gingen davon aus, dass das gesamte Personal dort infiziert worden wäre, wenn es 15 Stunden pro Tag hätte arbeiten müssen.

Die vier wichtigsten Risikofaktoren einer COVID-19-Infektion bei Mitarbeitern sind den Autoren zufolge die Tätigkeit in einer Hochrisikoabteilung, Arbeitszeiten von mehr als 10 Stunden, mangelnde Händehygiene-Compliance vor und nach Patientenkontakt sowie unzureichende Persönliche Schutzausrüstung.


Quellen:
Ran L, Chen X, Wang Y, Wu W, Zhang L, Tan X. Risk factors of healthcare workers with corona virus disease 2019: a retrospective cohort study in a designated hospital of Wuhan in China. Clin Infect Dis. 2020 Mar 17 [Epub ahead of print]. https://doi.org/10.1093/cid/ciaa287 Letzter Zugriff 3.5.2020

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