22.07.2020Hygienemanagement // Mundhygiene
22.07.2020

Risiko durch schlechte Mundhygiene

COVID-19-Patienten haben ein erhöhtes Risiko, an bakteriellen Koinfektionen zu erkranken. Auslöser können u.a. orale Bakterien sein, die sich in der Mundhöhle ansammeln.

Von dort können sie sich in andere Körperbereiche verbreiten und Infektionen verursachen. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen. Um dem vorzubeugen, ist es wichtig, eine sorgfältige Mundhygiene zu betreiben.

Virusinfektionen der Atemwege machen Patienten anfälliger für bakterielle Koinfektionen. [1] Die Koinfektionen führen wiederum zu erhöhter Krankheitsschwere und Sterblichkeit. So zeigt eine chinesische Studie, dass in der Coronavirus-Pandemie 50 % der verstorbenen COVID-19-Patienten zugleich sekundäre bakterielle Infektionen aufwiesen. [2] Eine weitere chinesische Studie konnte sowohl bakterielle als auch Pilz-Koinfektionen nachweisen. [3]

Orale Bakterien als Auslöser von Koinfektionen

Begünstigt wird die Entstehung von Koinfektionen bei COVID-19-Patienten durch orale Bakterien, die sich im Körper verbreiten. Analysen des genomischen Materials von Patienten mit SARS-CoV-2 haben hohe Werte von kariogenen und parodontalpathogenen Bakterien belegt. Das bestätigt die Auffassung, dass zwischen dem oralen Mikrobiom und Komplikationen bei COVID-19 ein Zusammenhang besteht. [4]

Zudem gibt es Hinweise darauf, dass parodontalpathogene Bakterien an der Entstehung und Entwicklung respiratorischer Krankheiten beteiligt sind, die mit COVID 19 einhergehen. Diese Bakterien stehen überdies in Verbindung mit chronisch-entzündlichen Systemerkrankungen einschließlich Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei sind diese Krankheiten häufig auftretende Begleiterkrankungen, die das Risiko für schwere Komplikationen und Tod bei COVID-19 erhöhen. [4]

Mundhygiene vor allem für Ältere wichtig

Demgegenüber belegen andere Studien, dass sich mit einer verbesserten Mundhygiene bei Patienten, die an Lungenentzündungen litten, die klinischen Ergebnisse erheblich verbessern und die Sterblichkeit verringert haben. [5] Einer von zehn pneumoniebedingten Todesfällen älterer Pflegeheimbewohner ab 65 Jahren gilt als vermeidbar durch eine verbesserte Mundhygiene. [6]

Fazit: Diese Zusammenhänge verdeutlichen, wie wichtig eine gründliche Mundhygiene für die Infektionsprävention ist. Insbesondere für ältere Patienten und Bewohnern in Pflegeeinrichtungen ist eine gute Mundhygiene unerlässlich, um Keime in der Mundhöhle zu reduzieren und die Verbreitung von oralen Bakterien in andere Körperbereiche zu verhindern.

Quellen:

1. Cox M J et al. Co-infections: potentially lethal and unexplored in COVID-19, Correspondence.
www.thelancet.com/microbe Vol 1 May 2020.

2. Zhou F. et al. Clinical course and risk factors for mortality of adult inpatients with COVID-19 in Wuhan, China: a retrospective cohort study. Lancet 2020; 395: 1054–62.

3. Chen N et al. Epidemiological and clinical characteristics of 99 cases of 2019 novel coronavirus pneumonia in Wuhan, China: a descriptive study. Lancet 2020; 395: 507–13.

4. Patel J / Sampson V The role of oral bacteria in COVID 19, Correspondence. www.thelancet.com/microbe Vol 1 July 2020.

5. Manger D et al. Evidence summary: the relationship between oral health and pulmonary disease. Br Dent J 2017; 222: 527–33.

6. Sjögren P et al. A systematic review of the preventive effect of oral hygiene on pneumonia and respiratory tract infection in elderly people in hospitals and nursing homes: effect estimates and methodological quality of randomized controlled trials. J Am Geriatr Soc 2008; 56: 2124–30.

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