Hygienemanagement
10.02.2021

Reduktion SARS-CoV-2-haltiger Aerosole

Ob Fensterlüftung oder Lüftungsanlage – Experten zufolge lassen sich luftgetragene Coronaviren im Krankenhaus und anderen Einrichtungen deutlich reduzieren.

Zu den Hauptübertragungswegen von COVID-19 gehören sogenannte Aerosole. Die mit der Luft von Menschen ausgeatmeten festen oder flüssigen Partikel dienen den Viren als „Transportmittel“, schweben lange in der Luft und können sich innerhalb weniger Minuten im ganzen Raum verteilen. Dabei kommt es allein durch die Wärmeabgabe des menschlichen Körpers zum Auftrieb der virenhaltigen Partikel.

Lüftungskonzepte gegen die Virenbelastung

Welche Lüftungsmaßnahmen die Konzentration von Coronaviren z. B. in Patientenzimmern und Wartebereichen reduzieren können, wurde vom „Expertenkreis Aerosole“ bewertet. Eine Gruppe von Wissenschaftlern, in dem u. a. die stellvertretende Vorsitzende der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) am Robert Koch-Institut (RKI), Prof. Dr. med. Heike von Baum, vertreten ist.

In der Praxis lässt sich die Virenlast in der Raumluft nicht bestimmen. Eine Möglichkeit, den virushaltigen Aerosolen auf die Spur zu kommen, ist die Luftqualität. Sie wird an der CO2-Konzentration gemessen. Zwar lässt die Menge des ausgestoßenen Kohlendioxids keinen konkreten Rückschluss auf die Anzahl der Virenpartikel zu, ein niedriger CO2-Gehalt spricht aber für eine geringere Aerosolbelastung.

Das Experten-Gremium aus Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Medizinern empfiehlt eine Raumluftqualität, deren CO2-Konzentration bei weniger als 800 parts per million (> 800 ppm) liegt. Dieser technische Richtwert bietet den Wissenschaftlern zufolge gegenwärtig die beste Orientierung für die Bewertung der Aerosolbelastung im Raum.

Der CO2-Gehalt und damit die Virenlast in der Raumluft können reduziert werden durch:

  • Fensterlüftung
  • Raumlufttechnische Anlagen (RLT)
  • Luftreiniger (ergänzend)

So bewerten die Experten des Arbeitskreises Aerosole die verschiedenen Lüftungskonzepte:

 

5 Fakten zur Fensterlüftung

  1. Gekippte Fenster haben nur eine eingeschränkte Lüftungswirkung.
     
  2. Erst Stoß- oder Querlüften mit gegenüberliegenden Fenstern/Türen erzeugt den erforderlichen Luftstrom.
     
  3. Niedrige Außentemperaturen verkürzen die Lüftungsdauer. Beispiel: ein 20 m2 großer Raum erfordert mit einem geöffneten Fenster bei Außentemperaturen zwischen 0 °C und -10 °C eine Lüftung von 3 Minuten, bei 15 °C müsste doppelt so lang gelüftet werden.
     
  4. Durch große Temperaturabfälle im Raum und dadurch beeinträchtigtes Wohlbefinden sowie Sicherheitsriegel an den Fenstern ist freies Lüften nicht überall durchzuführen.
     
  5. Sind mehrere Personen im Raum mit SARS-CoV-2 infiziert, hat das Lüften nur eine begrenzte Wirkung.

 

5 Fakten zu raumlufttechnischen Anlagen (RLT)

  1. RLT-Anlagen saugen mit Ventilatoren Außenluft an, filtern und temperieren diese und blasen die aufbereitete Zuluft über Durchlässe in den Raum.
     
  2. Bei entsprechender Platzierung der Durchlässe entsteht im Raum eine großräumige, raumgreifende Luftströmung, unabhängig vom Außenklima.
     
  3. Mit der abgesaugten Abluft werden auch Aerosole aus dem Raum abtransportiert.
     
  4. RLT-Anlagen sollten ohne Umluft betrieben werden bzw. mit Filtern ausgerüstet sein.
     
  5. Empfohlen werden sogenannte HEPA Filter (High Efficiency Particulate Air) mit einer Filterleistung von >99,95% bzw. >99,995%; Kennzeichnung: H13 bzw. H14 (veraltet) sowie ISO 35 H bzw. ISO 45 H bezeichnet.

 

5 Fakten zu Luftreinigern

  1. Luftreiniger verfügen über ein Gebläse, das die Raumluft ansaugt, durch Filter leitet und als gereinigte Luft wieder an den Raum abgibt.
     
  2. Die mobilen Geräte können die Viruslast im Zeitverlauf senken oder niedrig halten.
     
  3. Auch Luftreiniger können die AHA+L-Regel nicht ersetzen: Kommen 2 Personen in einem Raum ohne Maske und Abstand zusammen, sind sie auch mit Luftreiniger einer Exposition von Aerosolen ausgesetzt.
     
  4. Die Geräte müssen ausreichend dimensioniert und ausgestattet sein: Entscheidend ist der Luftdurchsatz und weniger die Filterleistung.
     
  5. Limitierende Faktoren für den Einsatz sind Stromverbrauch, Geräuschemission und Wartungskosten.

 

Patientenzimmer richtig lüften in der Corona-Pandemie bei 20 m2

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Patientenzimmer richtig lüften in der Corona-Pandemie bei 40 m2

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Quellen:

Dittler A et al. (12/2020). Stellungnahme: Aerosole&SARS CoV2 – Entstehung, Infektiosität, Ausbreitung & Minderung luftgetragener, virenhaltiger Teilchen in der Atemluft. (Letzter Zugriff 02.02.2021)

Positionspapier der Gesellschaft für Aerosolforschung zum Verständnis der Rolle von Aerosolpartikeln beim SARS-CoV-2 Infektionsgeschehen vom 07.12.2020. Letzter Zugriff 02.02.2021. https://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/positionspapier-der-gaef-zum-verstaendnis-der-rolle-von-aerosolpartikeln-bei-covid-19

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