Hygienemanagement // Patientensicherheit
15.09.2020

Prävention minimiert Risiken deutlich

Viele Patienten mieden aus Angst vor einer Ansteckung während der hochakuten Corona-Pandemie die Notfallaufnahmen. So sank allein die Zahl der Herzinfarkt- und Schlaganfall-Patienten in den ZNA um mehr als 30 Prozent. Die gute Nachricht für die Patientensicherheit: Umfassende Präventionsmaßnahmen können das Risiko einer nosokomialen Infektion mit dem neuartigen Coronavirus in Kliniken deutlich reduzieren. Als besonders effiziente Maßnahmen identifizierten die Autoren das generelle Tragen von Masken auf Seiten des Personal und der Patienten sowie ein spezifisches RT-PCR-Protokoll.

Asymptomatische Patienten eine Herausforderung

Die Angst vor einer Ansteckung mit den neuartigen Coronaviren führte bei vielen potenziellen Patienten dazu, eine medizinisch indizierte stationäre Behandlung aufzuschieben. Ein erheblicher Anteil von Patienten mit COVID-19 ist prä- oder asymptomatisch, dabei jedoch hochansteckend. Diese Eigenschaft des neuartigen Coronavirus erschwert es, positive Patienten frühestmöglich zu detektieren und potenzielle Infektionsketten zu unterbrechen. Dass umfangreiche Hygiene-, Isolations- und Testmaßnahmen nosokomiale Infektionen mit SARS-CoV-2 nahezu ausschließen können, zeigt eine neue Studie aus dem Brigham and Women's Hospital in Boston, Massachusetts. Die kontrollierte Beobachtungsstudie fand während der regionalen Hochphase der Pandemie im Zeitraum zwischen März und Juni 2020 statt.

Kaum nosokomiale Übertragung

Von den 697 im Klinikum diagnostizierten COVID-19-Fällen bestand in drei Fällen ein Verdacht auf eine nosokomiale Übertragung. Die eine Person war vermutlich zuvor von ihrem Ehepartner infiziert worden. Die andere infizierte sich vor der Implementierung des generellen Tragens von Masken und vor der Limitierung der Besucherzahlen. Ein weiterer Patient entwickelte Symptome vier Tage nach einem 16-tägigen Krankenhausaufenthalt, ohne in der Klinik mit COVID-19 in Kontakt gekommen zu sein.

 

Effizientes Infektionspräventions-Programm

Das Infektionskontrollprogramm entwickelte sich während der Studienzeit und etablierte sich schließlich mit folgenden Maßnahmen:

Standardprotokoll COVID-19-Stationen

  • Etablierung dezidierter COVID-19-Stationen und -Intensivstationen

  • Standardisierte Protokolle für die klinische Versorgung, Infektionskontrolle einschließlich Desinfektion, Einsatz der PSA: N95-Atemschutzmasken, Augenschutz, Kittel, Handschuhe

  • Regulierung des Luftsroms zu besseren Ablüftung

 

Standardprotokol für RT-PCR-Tests

  • Aufnahme-RT-PCR-Tests für alle symptomatischen und asymptomatischen Patienten

  • Asymptomatische Patienten: Bei Aufnahme war ein negatives Testergebnis obligatorisch

  • Tägliches Pflege-Screening-Protokoll über mögliche COVID-19-Symptome wurde in das elektronische Patientendatensystem implementiert. Wenn die Patienten positiv waren, wurde ein Best-Practice-Alarm ausgelöst, der einen RT-PCR-Test für das Personal mit Patientenkontakt empfahl

  • Alle Mitarbeiter mussten vor der Arbeit online bestätigen, dass keine Symptome vorliegen, die mit COVID-19 übereinstimmen

  • Alle Mitarbeiter mit Symptomen durften nicht arbeiten und wurden für einen SARS-CoV-2 RT-PCR-Test und eine arbeitsmedizinische Beurteilung überwiesen

 

Standards für den Einsatz der Persönlichen Schutzausrüstung

  • Umstellung vom Mund-Nasen-Schutz auf generelles Tragen einer mit N95-Maske in allen Bereichen des Krankenhauses

  • Augenschutz für Mitarbeiter bei Kontakt mit Patienten, die keine Maske tragen konnten, selbst wenn der Patient bei der Aufnahme negativ auf SARS-CoV-2 getestet worden war

  • Besucher, die das Krankenhaus betreten durften, waren verpflichtet, jederzeit Masken zu tragen

  • Alle Patienten, die sich in der Notaufnahme vorstellten, trugen bei ihrer Ankunft ebenfalls Mund-Nasen-Schutz. Sobald die Patienten in einer stationären Einheit untergebracht waren, durften sie den Mund-Nasen-Schutz abnehmen, wurden aber gebeten, ihn bei Begegnungen mit Mitarbeitern des Gesundheitswesens und außerhalb ihrer Räume wieder zu tragen

  • Augenschutz für das Personal auch bei negativ auf SARS-CoV-2 getesteten Patienten, die keinen Mund-Nasen-Schutz tragen konnten

  • Beobachtungen und Training zum Tragen der Persönlichen Schutzausrüstung

 

Standards für die Aufhebung der Isolation

  • Zwei negative RT-PCR-Testergebnisse aus Nasen-Rachen-Abstrichproben, die mehr als 12 Stunden auseinanderlagen

  • Ein negatives Testergebnis, wenn eine alternative Diagnose auftauchte

  • Bei Patienten mit produktivem Husten oder benötigter mechanischer Beatmung musste mindestens einer der beiden negativen Tests das Ergebnis einer Probe aus dem unteren Respirationstrakt sein

 

Fazit:

Konsequente Test-, Isolier- und Hygienemaßnahme stellen auch unter den besonderen Herausforderungen der COVID-19-Pandemie den Schutz von Patienten und dem Personal sicher. Voraussetzung: Klare Standard-Protokolle, Trainings, ausreichende Verfügbarkeit der benötigten Schutzausrüstung und Testmöglichkeiten.

 

Quelle:

Rhee C et al. Incidence of Nosocomial COVID-19 in Patients Hospitalized at a Large US Academic Medical Center. JAMA Network Open. 2020;3(9):e2020498, https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2770287 (Letzter Zugriff am 14.09.2020).

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